Rainer Braxmaier

WENN FIGUREN WIE VON SELBST EIN EIGENLEBEN BEGINNEN

Die Arbeit Rainer Braxmaiers ist facettenreich und vielschichtig. Er ist nicht nur Maler, er ist auch Lehrer und Autor von Fachartikeln über die aktuelle Kunstszene. Geboren und aufgewachsen in Baden-Baden, absolvierte Braxmaier nach dem Abitur 1968 zunächst eine zweijährige journalistische Ausbildung in Freiburg, an die sich ein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Emil Schumacher anschloss. Seit 1978 lebt er in Oberkirch. 1991 erhielt Braxmaier in Basel den Regio-Preis für Bildende Kunst, 1996 ein Stipendium an der Cite des Arts in Paris.

Seine künstlerische Leidenschaft wandert zwischen Malen und Schreiben hin und her. So finden sich auf seinen Zeichnungen oft spontane Notizen oder literarische Metaphern, die die Wirkung des Bildes beeinflussen. Zusammen mit dem Karlsruher Autor Peter Müller hat er das Buch „Barbarenstimmen" vollendet (Info-Verlag Karlsruhe, ISBN 987-3-88190516-9), das 14 Gedichte von Peter Müller und 14 Bilder von Rainer Braxmaier enthält. Das Malen ist für Braxmaier ein sichtbarer Prozess.

Die Handlung des Streichens, Schlittens oder Eingießens von Farbe ist ihm ebenso wichtig wie eine gegenständliche Darstellung. Wie von selbst ergeben sich die Figuren aus der geronnenen malerischen Form und beginnen ein Eigenleben. Oft benutzt der Künstler banale Symbole des Alltags wie Gläser, Tassen oder Häuser als Ausgangspunkt. Aber durch die extreme Formung, die spezielle Malweise und die ungewohnte Farbwahl gewinnen diese Gegenstände eine neue Existenz und beginnen Geschichten zu erzählen, die sich erst im Kopf des Betrachters ergeben. In den großformatigen Bildern, die der Maler gerne mit primitiven Mitteln aus dem Baumarkt herstellt, spürt man ebenso das Tempo und die Energie, die Rainer Braxmaier in seine Arbeit legt.

Während der zeitliche Aspekt in den Malereien durch die verschiedenen Schichten auf den Werken sichtbar wird, entwickeln die Zeichnungen ihren Reiz in den dicht aufeinanderfolgenden Blättern, die ihre Geschichte oft erst in einer Folge von ähnlichen Bildern mitteilen. Hier muss der „erste Strich" stimmen, denn die offenen Blätter lassen meist keinen Raum für Korrekturen. In den Zeichnungen steht die menschliche Figur als Thema im Zentrum. Dabei interessiert den Künstler die anatomisch richtige Übertragung weniger als der psychische Ausdruck seiner Figuren.