Ehrenbürger der Stadt Oberkirch
Johann Nepomuk Fauler, Oberamtmann
Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 31. Mai 1841
Johann Nepomuk Fauler war als Oberamtmann von 1819 bis 1841 in Oberkirch tätig. Ihm oblag in dieser Funktion die Leitung des Oberkircher Bezirksamtes. Außerhalb seiner Amtsgeschäfte erwarb er sich Ansehen unter anderem als Neubegründer und Förderer der Oberkircher Bürgerwehr und als Vorsitzender der Vorstandskommission des Oberkircher Lesevereins. Fauler war zudem ein Förderer des Oberkircher Weinbaus und der Oberkircher Stadtkapelle.
Anlässlich seiner Pensionierung verlieh ihm die Stadt Oberkirch 1841 das Ehrenbürgerrecht.
Conrad Huber, Hauptlehrer
Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 1. Dezember 1878 Conrad Huber, Hauptlehrer an der Volksschule Oberkirch, wurde aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses am 1. Dezember 1878 in Anbetracht seines 25jährigen verdienstvollen Wirkens als Hauptlehrer das Ehrenbürgerrecht der Stadt Oberkirch verliehen worden. Außerdem war Conrad Huber Dirigent des "Liederkranz Oberkirch". Dank seinem unermüdlichen Engagement und Einsatz gelang es dem Chor seine Existenzkrise in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts zu überwinden
Josef Geldreich, Bürgermeister
Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 11. August 1908
Der Landwirt Josef Geldreich wurde mit 27 Jahren am 20. März 1878 als Kandidat der nationalliberalen Partei zum Oberkircher Bürgermeister gewählt.
Er genoß im Gegensatz zu seinem Vorgänger von Anfang an das Vertrauen der großherzoglichen Regierung, die fand, dass er einen ruhigen, entschiedenen Charakter besitze, eine zuverlässige Gesinnung habe und über die nötigen Repräsentationsfähigkeiten verfüge. Überdies seien seine Vermögensverhältnisse günstig, seine Familienbeziehungen geachtet, und seine politische Stellung sei auf dem rechten Flügel der liberalen Partei.
Josef Geldreich profilierte sich in seiner Amtszeit immer mehr zu einem gewandten Kommunal- und Landespolitiker und überzeugte durch seine rhetorischen Fähigkeiten. Während seiner Amtszeit kam es zur Verwirklichung einer größeren Anzahl von Bauprojekten, wie etwa die Errichtung eines neuen Schlachthauses (1882), des Feuerwehr-Übungshauses (1883), der städtischen Wasserleitung (1884/85), des Postgebäudes (1893), des E-Werks (1901), des Amtsgefängnisses (1902) und der Volks- und Realschule (1905). Ihm lag besonders das Wohl und Wehe des Landwirtes, Rebmannes und des Kleinbranntweinbrenners am Herzen.
Bezeichnend für Josef Geldreich ist auch, dass er von 1878 bis 1896 mit einem Jahresgehalt von 600 Mark zufrieden war. Als ihm der Stadtrat im Jahre 1896 eine jährlichen Entlohnung von 2000 Mark anbot, lehnte er ab und begnügte sich mit 1600 Mark. Geldreich war von 1887 bis 1891 und von 1895 bis 1899 Landtagsabgeordneter. Im Jahre 1900 forderte ihn seine Partei auf, er möge bei der Reichstagswahl kandidieren. Geldreich lehnte dieses ehrenvolle Angebot jedoch ab, weil er bei einem eventuellen Wahlsieg wohl zu viele Aufgaben auf sich zukommen sah.
Die wohlverdienten Ehrungen für die geleistete Arbeit blieben nicht aus: Im April 1889 verlieh Großherzog Friedrich I. Josef Geldreich das Ritterkreuz des Zähringer Löwen, und im Jahre 1908 erhielt Geldreich von Großherzog Friedrich II. das Ritterkreuz I. Klasse mit Eichenlaub vom Zähringer Löwen-Orden.
Josef Geldreich legte im Frühjahr 1908 aus gesundheitlichen Gründen nach 30jähriger Amtszeit sein Bürgermeisteramt nieder. Daraufhin ernannte ihn die Stadt Oberkirch am 11.08.1908 "in Anerkennung seiner Verdienste, die er sich während seiner langjährigen Tätigkeit als Bürgermeister um das Gemeindewohl erworben hat", zum Ehrenbürger der Stadt Oberkirch.
Nach seiner Abdankung als Bürgermeister zog Geldreich sich nicht ganz aus der Kommunalpolitik zurück, sondern wurde im Jahre 1911 zum Stadtrat von Oberkirch gewählt. Außerdem war Josef Geldreich von 1908 bis 1913 Kameradschaftsführer des Militärvereins.
August Ganther, Heimatdichter
Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 9. März 1937
August Ganther wurde am 9. März 1862 in Oberkirch als Sohn eines Drechslermeisters geboren. Bereits sein Vater hatte mehrere Gedichte verfasst, die er sowohl seinem Sohn als auch bei verschiedenen Anlässen einem größeren Zuhörerkreis vortrug. Die Mutter weckte durch ihre Sangesfreude außerdem das musische Interesse August Ganthers. Er verlor bereits im Alter von 13 Jahren seine Eltern. Es erstaunt deshalb nicht, das in Ganthers Gedichten und Prosa häufig Waisenkinder und ihre seelischen Konflikte dargestellt werden.
August Ganther besuchte die Oberkircher Volksschule und wurde im Anschluss daran in Gengenbach und Karlsruhe für den Lehrerberuf ausgebildet. Als Lehrer wirkte August Ganther zunächst in Immendingen, dann in Möhringen. Im Jahre 1886 wurde er an die Lessingschule in Freiburg/Br. versetzt. Dort verbrachte er den größten Teil seines Lebens, weshalb er diese Stadt auch als seine zweite Heimat bezeichnete.
Obwohl August Ganther Oberkirch schon früh verlassen hatte, waren seine Bindungen an den Geburtsort sein ganzes Leben lang stark ausgeprägt. Er stattete Oberkirch zahlreiche Besuche ab, wobei er auch hin und wieder einige seiner Mundartgedichte vortrug und aus seinen Prosaschriften vorlas. Als die Stadt Oberkirch im Jahre 1926 ihr 600jähriges Jubiläum als Stadtgemeinde feierte, dokumentiere August Ganther erneut seine Verbundenheit mit Oberkirch durch ein Gedicht mit der Überschrift "Oberkirch - 600 Jahre Stadt".
Zum Dank und aus Hochachtung vor der Persönlichkeit und dem dichterischen Werk August Ganthers verlieh ihm die Stadt Oberkirch am 9. März 1937 die Ehrenbürgerrechte.
August Ganther starb am 5. April 1938 in Vöhrenbach im Schwarzwald, wo sein Sohn Rudolf als Arzt tätig war.
Anfänglich war August Ganther nichts anderes als ein Gelegenheitsdichter, der kleine Begebenheiten und Alltagsaktualitäten in Gedichtform festhielt. Da diese in der alemannischen Mundart geschriebenen Verse Ganthers beim Publikum große Resonanz fanden, widmete sich Ganther verstärkt seiner schriftstellerischen Arbeit. Das Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende und die ersten Jahre unseres Jahrhunderts wurden zur fruchtbarsten Phase seines dichterischen Schaffens.
Ganthers Gedichte haben vorwiegend die kleine Welt des von Alltagssorgen geplagten Menschen zum Gegenstand. Ganther kam beim Niederschreiben seiner Gedichte zugute, dass er eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe besaß und ein guter Menschenkenner war. Er schrieb mit schlichtem, einfachem und sinnfälligem Vokabular das auf, was die Menschen in seiner Umgebung dachten, sprachen und taten.
Neben Mundartgedichten verfasste August Ganther auch hochdeutsche Gedichte, außerdem Prosatexte.
Professor Dr. Hans Furler, MdB, Präsident des Europäischen Parlaments
Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 3. Juli 1962
Hans Furler wurde am 5. Juni 1904 in Lahr als ältester Sohn eines Angestellten geboren. Er studierte Jura in Freiburg, Berlin und Heidelberg. Mit 24 Jahren trat er als Sozius bei dem Pforzheimer Anwalt Dr. Netter ein, dessen Kanzlei er später übernahm. Bald schon bekam er einen Lehrauftrag für Patentrecht an der TH Karlsruhe, welchen er neben seiner Tätigkeit in Pforzheim bis in die Kriegsjahre hinein ausübte.
Ein schon früh aufgetretenes Herzleiden bewahrte Hans Furler vor dem Gestellungsbefehl. Seine Dienstverpflichtung beim Chef der Zivilverwaltung in Straßburg von 1941-1944 war für ihn jedoch durchaus risikoreich. Dass es ihm, vor allem in den letzten Kriegsmonaten gelang, Schäden zu vermeiden und die Ausführung sinnloser Befehle zu verhüten, wurde nach dem Krieg von allen Beteiligten in Straßburg anerkannt. Elend und Ausweglosigkeit verschonten den auf abenteuerlichen Umwegen in die Oberkircher Heimat Geflüchteten keineswegs. Die Wiederaufnahme des Anwaltsberufs erschien ausgeschlossen. Die Arbeit in der schwiegerelterlichen Papierfabrik Koehler AG in Oberkirch als Justitiar (1945-1948) war ihm eine nicht sehr geliebte Übergangstätigkeit. Ab 1948 zog es ihn nach Freiburg/Br., wo er eine neue Anwaltspraxis aufbaute.
1952 wurde Furler Mitglied in der CDU. Bereits ein Jahr später erhielt er bei der Bundestagswahl einen Platz auf der CDU-Landesliste Baden-Württemberg. Er zog 1953 in den zweiten Deutschen Bundestag ein und hielt das Mandat bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden im Jahre 1972.
Hans Furler engagierte sich vor allem für außen- und europapolitische Fragen und schaffte in wenigen Monaten den Sprung in den vielbegehrten Auswärtigen Ausschuss. Der Durchbruch in die Reihe der auch der Öffentlichkeit bekannten Spitzenparlamentarier gelang ihm als Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses bei der Ratifizierung der "Pariser Verträge" durch den Bundestag vom 24. bis 26. Februar 1955. Die CDU/CSU-Fraktion benannte ihn 1955 als Nachfolger Brentanos zum Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl von 1956 bis 1958 war er deren Präsident. Durch sein entschlossenes Eingreifen entstand 1958 das "Europäische Parlament", in welches auch die Gemeinsame Versammlung einging. 1960 wurde Furler zum Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt. Danach war er von 1962 bis 1973 Vizepräsident. Er widmete sich vor allem der parlamentarischen Befugniserweiterung, insbesondere auf dem Haushaltsgebiet, den Problemen der Politischen Union und der Direktwahl des Europäischen Parlaments. Von 1958 bis 1966 war er überdies Präsident des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung und übernahm von 1957 bis 1973 Mandate in den Gremien der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union.
1958 wurde er mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Stadt Oberkirch verlieh ihm am 3. Juli 1962 in feierlichem Rahmen die Ehrenbürgerrechte.
Furler trat 1973 69jährig in den endgültigen Ruhestand. Er starb am 29. Juni 1975 in Achern an einer Embolie.
Geistlicher Rat Maximilian Ruh, Stadtpfarrer
Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 1. Dezember 1968
Maximilian Ruh wurde am 5. Februar 1901 in Buchenbach bei Freiburg/Br. geboren. Er studierte Theologie und Philosophie in Freiburg und St. Peter. 1925 erhielt er die Priesterweihe in St. Peter. Danach war er Kaplan in Engen, Baden-Baden und Karlsruhe. 1934 wurde er Bezirkspräses der Kolpingfamilie Karlsruhe und gleichzeitig Rektor des Kolpinghauses. Außerdem wurde er als deutscher Vertreter in das internationale Organisationskomitee des Kolpingwerkes entsandt (1935).
In Oberkirch war Maximilian Ruh von 1938 bis 1968 Stadtpfarrer und 1945 für eine Woche kommissarisch Bürgermeister. In der Zeit des 3. Reiches erforderte sein Amt festes und mutiges Auftreten, aber noch mehr diplomatische Geschicklichkeit. Nach Ende des Krieges bewahrte Maximilian Ruh 1945 mit mutigem Eintreten und mit ungewöhnlicher Tatkraft und Verhandlungsgeschick Oberkirch und die Bevölkerung der Stadt vor Schlimmerem. Das Pfarrhaus stand für jeden offen. Schon während des Krieges hat man hier etwa 5.000 Übernachtungen von Flüchtlingen gezählt. Unvergessen ist sein Einsatz bei dem Kampf um Oberkirch. Unter seiner Mitwirkung wurde verhindert, dass nach Ablauf eines Ultimatums ein geplantes Bombardement die Stadt vernichtete. Er konnte sinnlose Zerstörungen, Schikanen und unbillige Härten abwenden.
Nach dem Krieg organisierte er ein Hilfswerk, das seinesgleichen suchte. So sind z.B. durch die Caritas Oberkirch im Herbst 1945 250 t Lebensmittel gesammelt worden. Seiner Initiative war es vornehmlich zu verdanken, dass schon um das Jahr 1950 etwa 50 Siedlerhäuser durch die Neue Heimat gebaut wurden. Auch um die kirchlichen Bautätigkeit (völlige Renovierung der Stadtkirche und vier Filialkirchen, Bau des Gemeindehauses und zwei Kindergärten, Bau der Schönstattzentrale Marienfried) hat er sich verdient gemacht. Der unermüdliche Einsatz für die ihm anvertrauten Seelen konnte nur wachsen auf dem Fundament einer großen Frömmigkeit. Seine Marienverehrung führte ihn schon 1922 zu den Schönstättern.
Die dankbare Gemeinde Oberkirch hat ihm als erstem Bürger am 1. Dezember 1963 die Goldene Verdienstmedaille der Stadt verliehen. Genau fünf Jahre später würdigte die Stadt Oberkirch sein segensreiches und verantwortungsvolles Wirken durch die Verleihung der Ehrenbürgerrechte.
Maximilian Ruh starb 1973 in Oberkirch.
Erwin Braun, Landtagsabgeordneter und Bürgermeister
Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 23. März 1981
Erwin Braun wurde am 2. Juli 1921 in Oberkirch geboren. Während seines Kriegseinsatzes verlor er ein Bein und konnte erst 1945 schwer verwundet aus der Kriegsgefangenschaft heimkehren. Mit seiner Anstellung als Angestellter bei der Stadt Oberkirch im Dezember 1945 und seinem Eintritt in die CDU begann seine politische Karriere. Bereits 1948 wurde er Ratschreiber und am 28. November des gleichen Jahres vom Gemeinderat auf neun Jahre zum Bürgermeister gewählt. Er war mit seinen 27 Jahren das jüngste Stadtoberhaupt im Land. Ausgestattet mit einem großen Vertrauensbeweis wurde er 1957 und 1969 mit überwältigender Mehrheit der Oberkircher Bürger wiedergewählt. Auch auf überregionaler Ebene war Erwin Braun sehr erfolgreich. So war er lange Jahre Vorstandsmitglied des Städteverbandes Baden Württemberg, gehörte seit 1953 dem Kreistag an und war auch Stellvertreter des Landrates. Seit 1976 war er Mitglied des Landtages. Außerdem war er Initiator dafür, dass nach dem Kriege wieder das Renchtäler Wein- und Volksfest abgehalten wurde. Auch die Gründung der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (1963) gehört zu seinen Verdiensten.
Zu den wichtigen baulichen Projekten während der Amtszeit Erwin Brauns zählt unter anderem der Neubau des Krankenhauses im Jahre 1952/53 und des Sportstadions (1959/60). 1968 wurde die Kläranlage fertiggestellt und der Abwasserverband Oberkirch und Umgebung gegründet. Es folgte im Jahre 1975 der Bau eines neuen Schulzentrums.
Die Verschwisterung der französischen Stadt Dravail (Essonne) mit der Stadt Oberkirch 1971 war ein Bemühen der Franzosen und Deutschen um Versöhnung und Freundschaft nach den vielen Jahren der leidvollen Gegnerschaft. Im Wege der Gemeindereform erfolgte von 1971 bis 1975 die überwiegend freiwillig Eingemeindung von neun Ortschaften und die Einführung der unechten Teilortswahl.
In der gleichen Zeit wurde im Zuge der Verwaltungsreform untere Baurechtsbehörde und Verwaltungszentrum. Im Jahre 1976 konnte man die 650-Jahr-Feier der Stadtrechtsverleihung an Oberkirch feiern.
Oberkirch würdigte 1973 die Verdienste Erwin Brauns mit der Verleihung der Goldenen Verdienstmedaille der Stadt Oberkirch. Als Erwin Braun 1980 bekanntgab, dass seine Amtszeit im Jahre 1981 ablaufe, wurde am 23. März 1981 die Verleihung der Ehrenbürgerrechte beschlossen. Leider verstarb Erwin Braun am 21. Oktober des gleichen Jahres im Alter von 60 Jahren.
Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
Aus dem Leben des größten Dichters des 17. Jahrhunderts.
Ehrenbürger
Ehrenbürger sind Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um das Wohl oder Ansehen des Ortes verdient gemacht haben.
Die Ehrenbürgerschaft wird üblicherweise auf Lebenszeit verliehen.