Ehrenbürger der Stadt Oberkirch

 

Conrad Huber, Hauptlehrer

Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 1. Dezember 1878 Conrad Huber, Hauptlehrer an der Volksschule Oberkirch, wurde aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses am 1. Dezember 1878 in Anbetracht seines 25jährigen verdienstvollen Wirkens als Hauptlehrer das Ehrenbürgerrecht der Stadt Oberkirch verliehen worden. Außerdem war Conrad Huber Dirigent des "Liederkranz Oberkirch". Dank seinem unermüdlichen Engagement und Einsatz gelang es dem Chor seine Existenzkrise in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts zu überwinden

Josef Geldreich, Bürgermeister

Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 11. August 1908

Der Landwirt Josef Geldreich wurde mit 27 Jahren am 20. März 1878 als Kandidat der nationalliberalen Partei zum Oberkircher Bürgermeister gewählt.

Er genoß im Gegensatz zu seinem Vorgänger von Anfang an das Vertrauen der großherzoglichen Regierung, die fand, dass er einen ruhigen, entschiedenen Charakter besitze, eine zuverlässige Gesinnung habe und über die nötigen Repräsentationsfähigkeiten verfüge. Überdies seien seine Vermögensverhältnisse günstig, seine Familienbeziehungen geachtet, und seine politische Stellung sei auf dem rechten Flügel der liberalen Partei.

Josef Geldreich profilierte sich in seiner Amtszeit immer mehr zu einem gewandten Kommunal- und Landespolitiker und überzeugte durch seine rhetorischen Fähigkeiten. Während seiner Amtszeit kam es zur Verwirklichung einer größeren Anzahl von Bauprojekten, wie etwa die Errichtung eines neuen Schlachthauses (1882), des Feuerwehr-Übungshauses (1883), der städtischen Wasserleitung (1884/85), des Postgebäudes (1893), des E-Werks (1901), des Amtsgefängnisses (1902) und der Volks- und Realschule (1905). Ihm lag besonders das Wohl und Wehe des Landwirtes, Rebmannes und des Kleinbranntweinbrenners am Herzen.

Bezeichnend für Josef Geldreich ist auch, dass er von 1878 bis 1896 mit einem Jahresgehalt von 600 Mark zufrieden war. Als ihm der Stadtrat im Jahre 1896 eine jährlichen Entlohnung von 2000 Mark anbot, lehnte er ab und begnügte sich mit 1600 Mark. Geldreich war von 1887 bis 1891 und von 1895 bis 1899 Landtagsabgeordneter. Im Jahre 1900 forderte ihn seine Partei auf, er möge bei der Reichstagswahl kandidieren. Geldreich lehnte dieses ehrenvolle Angebot jedoch ab, weil er bei einem eventuellen Wahlsieg wohl zu viele Aufgaben auf sich zukommen sah.

Die wohlverdienten Ehrungen für die geleistete Arbeit blieben nicht aus: Im April 1889 verlieh Großherzog Friedrich I. Josef Geldreich das Ritterkreuz des Zähringer Löwen, und im Jahre 1908 erhielt Geldreich von Großherzog Friedrich II. das Ritterkreuz I. Klasse mit Eichenlaub vom Zähringer Löwen-Orden.

Josef Geldreich legte im Frühjahr 1908 aus gesundheitlichen Gründen nach 30jähriger Amtszeit sein Bürgermeisteramt nieder. Daraufhin ernannte ihn die Stadt Oberkirch am 11.08.1908 "in Anerkennung seiner Verdienste, die er sich während seiner langjährigen Tätigkeit als Bürgermeister um das Gemeindewohl erworben hat", zum Ehrenbürger der Stadt Oberkirch.

Nach seiner Abdankung als Bürgermeister zog Geldreich sich nicht ganz aus der Kommunalpolitik zurück, sondern wurde im Jahre 1911 zum Stadtrat von Oberkirch gewählt. Außerdem war Josef Geldreich von 1908 bis 1913 Kameradschaftsführer des Militärvereins.

Erwin Braun, Landtagsabgeordneter und Bürgermeister

Datum der Verleihung des Ehrenbürgertitels: 23. März 1981

Erwin Braun wurde am 2. Juli 1921 in Oberkirch geboren. Während seines Kriegseinsatzes verlor er ein Bein und konnte erst 1945 schwer verwundet aus der Kriegsgefangenschaft heimkehren. Mit seiner Anstellung als Angestellter bei der Stadt Oberkirch im Dezember 1945 und seinem Eintritt in die CDU begann seine politische Karriere. Bereits 1948 wurde er Ratschreiber und am 28. November des gleichen Jahres vom Gemeinderat auf neun Jahre zum Bürgermeister gewählt. Er war mit seinen 27 Jahren das jüngste Stadtoberhaupt im Land. Ausgestattet mit einem großen Vertrauensbeweis wurde er 1957 und 1969 mit überwältigender Mehrheit der Oberkircher Bürger wiedergewählt. Auch auf überregionaler Ebene war Erwin Braun sehr erfolgreich. So war er lange Jahre Vorstandsmitglied des Städteverbandes Baden Württemberg, gehörte seit 1953 dem Kreistag an und war auch Stellvertreter des Landrates. Seit 1976 war er Mitglied des Landtages. Außerdem war er Initiator dafür, dass nach dem Kriege wieder das Renchtäler Wein- und Volksfest abgehalten wurde. Auch die Gründung der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (1963) gehört zu seinen Verdiensten.

Zu den wichtigen baulichen Projekten während der Amtszeit Erwin Brauns zählt unter anderem der Neubau des Krankenhauses im Jahre 1952/53 und des Sportstadions (1959/60). 1968 wurde die Kläranlage fertiggestellt und der Abwasserverband Oberkirch und Umgebung gegründet. Es folgte im Jahre 1975 der Bau eines neuen Schulzentrums.

Die Verschwisterung der französischen Stadt Dravail (Essonne) mit der Stadt Oberkirch 1971 war ein Bemühen der Franzosen und Deutschen um Versöhnung und Freundschaft nach den vielen Jahren der leidvollen Gegnerschaft. Im Wege der Gemeindereform erfolgte von 1971 bis 1975 die überwiegend freiwillig Eingemeindung von neun Ortschaften und die Einführung der unechten Teilortswahl.

In der gleichen Zeit wurde im Zuge der Verwaltungsreform untere Baurechtsbehörde und Verwaltungszentrum. Im Jahre 1976 konnte man die 650-Jahr-Feier der Stadtrechtsverleihung an Oberkirch feiern.

Oberkirch würdigte 1973 die Verdienste Erwin Brauns mit der Verleihung der Goldenen Verdienstmedaille der Stadt Oberkirch. Als Erwin Braun 1980 bekanntgab, dass seine Amtszeit im Jahre 1981 ablaufe, wurde am 23. März 1981 die Verleihung der Ehrenbürgerrechte beschlossen. Leider verstarb Erwin Braun am 21. Oktober des gleichen Jahres im Alter von 60 Jahren.